Wenn wir über Gypsy Jazz oder Jazz Manoush sprechen wollen, müssen wir zuerst den großen Einfluss berücksichtigen, den Jazz im Allgemeinen während des ganzen 20. Jahrhunderts ausgeübt hat. Vor allem nach dem 1. Weltkrieg begann Jazz ausgehend von Amerika zu dem zu werden was wir heute kennen. Eine aus europäischen und afroamerikanischen Einflüssen entstandene Musik die immer in der Lage war Volksmusiktraditionen aufzunehmen und gleichzeitig die zeitgenössische Musik ständig zu erneuern.
 
Zunächst nur von Afroamerikanern in den Südstaaten gespielt, traf "schwarze Musik" auch durch die Wanderung von schwarzen Musikern aus Städten wie New Orleans vor allem nach New York, aber auch in andere Städte im Norden, auf Enthusiasten wie den jüdischen Klarinettisten Milton Mezz Mezzrow (9. November 1899 - 5. August 1972). Jazz wurde zu dieser Zeit von Namen geprägt wie Sidney Bechet, Louis Armstrong, Eddie Condon, Bix Beiderbecke, Fletcher Henderson oder Duke Ellington um nur einige zu nennen. Später ging Mezz Mezzrow nach Frankreich, nach Paris. Und in den darauf folgenden Jahren folgten ihm viele weitere amerikanische Jazzmusiker. In Paris traf der Jazz schließlich auf einen talentierten jungen Sinto, den Gitarristen Django Reinhardt und seinen engen Freund Stephane Grappelli.
 
Django Reinhardt, am 23. Januar 1910 in Liberchies, Belgien als Manoush (französischer Sinto) geboren mischte Musette, Sinti Musik und eben Jazz zu einem völlig neuen Sound, den er besonders mit dem Quintette du Hot Club de France (1934–1948) zelebrierte. Jazz Manoush war geboren, ein Musikstil der den Sinti in Europa fortan eine perfekte musikalische Ausdrucksform bot und damit auch eine Identität und ein neues Selbstbewusstsein.
 
Bis heute sind viele in Djangos Reinhardts Fußstapfen getreten, und haben sein musikalisches Erbe weiter gepflegt und weiterentwickelt. Zu den heutigen Vertretern dieser Musik zählen unter anderem Tchavolo Schmitt, Stochelo Rosenberg, Angelo Debarre, Bireli Lagrene und viele weitere, nicht zu vergessen den deutschen Sinto Schnuckenack Reinhardt (17. Februar 1921 - 16. April 2006).
 

 
 
Begriffserklärung:
 
Sinti ist die Selbstbezeichnung einer Teilgruppe der europäischen Roma. Sie leben mindestens seit dem 15. Jahrhundert in Mittel- und Westeuropa und gelten als die am längsten in dieser Region lebende Roma Gruppe. Im französischen Sprachgebiet nennen sich die Sinti auch Manouches (was übersetzt Mensch bedeutet), im niederländischen Manoesje. Die Bezeichnung Roma besitzt verwirrenderweise eine zweifache Bedeutung: Einerseits als Oberbegriff für das Volk der Roma insgesamt, und anderseits für Roma als eine speziefische Teilgruppe im Unterschied zu weiteren Teilgruppen wie zum Beispiel die Gruppe der Sinti oder der Kale. Zudem legen viele Sinti großen Wert darauf in der Eigenständigkeit ihrer Kultur wahrgenommen, und von anderen Roma-Gruppen unterschieden zu werden.
 
Vom oben genannten Eigenbezeichnungen leiten sich die die Bezeichnungen Sinti-Jazz, Sinti-Swing beziehungsweise Jazz-Manouche für den Musikstil ab. Die Bezeichnungen Gypsy-Jazz, Gypsy Swing, Hot Jazz oder Swing Gitan werden in diesem Zusammenhang auch oftmals verwendet. Die Bezeichnung Zigeuner-Jazz hingegen ist veraltet und wird wegen seiner diskriminierenden und herabwürdigenden Konnotation nicht mehr verwendet.

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