DJANGO REINHARDT - PORTRAIT
Jean „Django“ Reinhardt war ein Gitarrist, Komponist und Bandleader. Er kam am 23. Januar 1910 in Liberchies in Belgien zur Welt und verstarb am 16. Mai 1953 in Samois-sur-Seine in der Nähe von Paris. Er gehörte zur Volksgruppe der Sinti ( bzw. Manouches im frankophonen Kulturraum) und gilt als einer der Begründer und wichtigsten Exponenten des europäischen Jazz.
Nach der Geburt des jungen Jean im Jahre 1910, verbrachte die Familie Reinhardt noch mehrere Jahre als Fahrende im Wohnwagen, bis sie sich 1918 in einer Wohnwagensiedlung in der Nähe von Paris niederliessen. Schon früh lernte Jean Violine, Banjo und später Gitarre zu spielen, und begann bereits als Zwölfjähriger seine Laufbahn als Musiker. Er lernte schnell, schaute sich die Fingersätze von anderen Musikern ab, und spielte schon bald regelmässig in einem Tanzlokal in der Rue Monge. 1928 begleitete er auf ersten Schallplattenaufnahmen die Akkordeonisten Jean Vaissade, Victor Marceau und Maurice Alexander.
Bereits im Alter von 18 Jahren heiratete Django Florine "Bella" Mayer, und das junge Paar bezieht ihren ersten eigenen Wohnwagen. Am 2. November 1928 kommt es darin zu einem Brand und Django erleidet schwere Verbrennungen. Die Verletzungen sind so schwer, dass die Ärzte zuerst eines seiner Beine amputieren wollten. Glücklicherweise erholt sich Reinhardt wieder von den Verletzungen, muss jedoch insgesamt 18 Monate im Krankenhaus verbringen. Von seinem Bruder bekommt er in dieser Zeit eine Gitarre geschenkt, auf der er von nun an unablässig spielte. Reinhardt entwickelt eine neue virtuose Spieltechnik, bei der er den Ring- und kleinen Finger kaum gebraucht, da durch die Hitze des Feuers die Sehnen dieser beiden Finger geschrumpft waren.
Nach der Entlassung aus dem Spital spielt Django Reinhardt wieder vor Publikum. Zuerst als Straßenmusiker, dann in allmählich in Cafés und Hotels. Er kommt mit der Musik von Duke Ellington, Louis Armstrong und Joe Venuti in Kontakt; und beginnt Jazz in sein Repertoire einfliessen zu lassen, welches bis dahin vor allem aus Musette und Sinti Liedern besteht. Aus diesen drei Komponenten entwickelt sich schliesslich sein eigener Stil, der später die Bezeichnung Gypsy-Swing bzw. Gypsy-Jazz erhalten wird.
1934 gründet Django Reinhardt in Paris das Quintette du Hot Club de France, das erste Jazz-Ensemble mit einer ausschliesslichen Besetzung aus Saiteninstrumenten. Das Quintette besteht aus Stephan Grappelli, dem grossartigen Jazzviolinisten, Django an der Sologitarre und sein Bruder Joseph an der Rhythmusgitarre, begleitet von einer zweiter Rhythmusgitarre und Bass. Das Ensemble feiert grosse Erfolge und Django avancierst allmählich zum Star der europäischen Jazz-Szene. Er spielt nie zweimal dasselbe Solo. Und da er keine Noten lesen kann, lässt er seine Stücke von anderen niederschreiben. Es entstehen Standards wie "Nuages", "Daphné", "Manoir de mes rêves" und das unverkennbare "Minor Swing".
Als 1939 der zweite Weltkrieg ausbricht, gastiert das Quintett gerade in Großbritannien. Reinhardts Weggefährte Grappelli bleibt bis zum Ende des Krieges in London, während er selbst nach Paris zurückkehrt. 1943 versuchte er in die Schweiz zu gelangen, wird an der Grenze jedoch wieder zurückgewiesen. Seine Bekanntheit und Beliebtheit bei der französischen Bevölkerung, und wohl auch bei einigen Besatzungsoffizieren, bewahrt ihn davor, wie viele seiner Verwandten als Zigeuner in Konzentrationslagern deportiert zu werden. Bis zum Ende des Krieges bleibt er unbehelligt in Paris, hält sich jedoch sehr bedeckt und meidet die Öffentlichkeit.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges reist Django in die USA. Dort geht er mit Duke Ellington auf Tour und unter anderem mit den Glenn Miller Allstars ins Studio. Er hält sich einige Zeit in New York auf, spielt regelmässig im Jazzclub Aquarium, und trifft auf Grössen wie Al Sears, Shelton Hemphill, Junior Raglin, Lawrence Brown, Harry Carney und Johnny Hodges. Zurück aus New York bringt Django den Bebop nach Europa. Er versucht sich auf der elektrischen Gitarre, wird aber damit nicht wirklich glücklich und schon bald wieder zur akustischen Gitarre zurück.
Nach zwei Aufenthalten in Rom und vielfältigen Engagements in Paris und Brüssel, zog Django Reinhardt 1951 in das Nahe Paris gelegene Dorf Samois-sur-Seine. Er verstarb am 16. Mai 1953 in Samois-sur-Seine an einem Schlaganfall, wo er auch beigesetzt wurde. In der Ortschaft findet inzwischen alljährlich ein Gedenkfestival statt. Auch in seiner belgischen Geburtsstadt Liberchies gibt es jährlich ein Django Reinhardt Jazz Festival. Auch in Deutschland und in den USA finden jedes Jahr verschiedene Django Reinhardt-Memorial-Festivals statt.
Nach Django Reinhardts ableben trat Babik Reinhardt, Sohn aus zweiten Ehe mit Sophie „Naguine“ Ziegler, in dessen Fussstapfen und konnte sich als erfolgreicher Jazzgitarristen etablieren. Auch Djangos Großneffe, Schnuckenack Reinhardt, führte als äusserst erfolgreicher Violinist und Komponist das Familienerbe der Reinhardts fort. Mit Lulo Reinhardt, Markus Reinhardt und Dotschy Reinhardt sind weitere Personen aus der weitverzweigten Grossfamilie der Reinhardts als Musiker aktiv und erfolgreich.
Django Reinhardt hinterlässt ein riesiges musikalisches Erbe welches sehr gut dokumentiert und in vielfältiger weise auf Tonträger verfügbar ist. Seine Musik und vor allem seine ausserordentliche und aussergewöhnliche Spieltechnik, beeinflusst Musiker auf dem ganzen Globus bis zum heutigen Tage.
Text: Robert Lippuner / Gypsy Music Network
References:
https://de.wikipedia.org/wiki/Django_Reinhardt
https://en.wikipedia.org/wiki/Django_Reinhardt
https://fr.wikipedia.org/wiki/Django_Reinhardt
https://www.biography.com/people/django-reinhardt-9454889